Die Kapuziner-Bibliotheken Klausen, Eppan, Schlanders und Müstair /
Le biblioteche cappuccine di Chiusa, Appiano, Silandro e Müstair
Rainhard Domanegg
Sachbuch, Text: dt. u. ital., 344 Seiten
ISBN13: 978-88-88118-52-9
November 2007
Erschließung Historischer Bibliotheken in Südtirol; Band 4
Italien: 20,00 € – EU-Raum: 22,00 € – Schweiz: 28,60 SFr
Das Projekt „Erschließung Historischer Bibliotheken in Südtirol“ (EHB), ein Förderprojekt der Stiftung Südtiroler Sparkasse, hat mittlerweile über 393.000 Werke erschlossen.
Um diese wertvollen Bestände bekannt zu machen, gibt Bibliogamma eine Buchreihe heraus, deren vierter Band hiermit vorliegt. Es handelt sich um die Aufarbeitung der historischen Kapuzinerbibliotheken von Klausen, Eppan und Schlanders, sowie des Teilbestandes Müstair in der Schweiz.
Auf 344 Seiten beschreibt der Autor Rainhard Domanegg die genannten Buchsammlungen, die in der Provinzbibliothek der Kapuziner in Brixen als geschlossene Teilbestände aufgestellt sind. Der Band ist in deutscher und italienischer Sprache verfasst. Nach einem kurzen, geschichtlichen Überblick über das jeweilige Kloster, wird die historische Entwicklung der entsprechenden Konventbibliothek vorgestellt. Daraufhin werden die einzelnen Bestände nach ausgewählten und teilweise bibliotheksspezifischen Kriterien beschrieben. In einem dritten Teil folgen statistische Darstellungen und Auswertungen sowie Übersichten und Datenreihen.
Die Kapuzinerbibliothek Klausen birgt ein umfangreiches Buchgut in spanischer Sprache, das durch die Stifterin des Klosters, Maria Anna von Pfalz-Neuburg, Königin von Spanien (1690–1700), nach Klausen gelangt ist. Durch die Auflösung des Klosters 1971 wurden im jüngeren Buchbestand zahlreiche Werke ausgesondert, bevor die historische Buchsammlung als geschlossener Teilbestand in das Kapuzinerkloster Brixen überführt wurde. Da der Klausner Konvent im Zuge der josephinischen und bayerischen Reformen nie aufgehoben worden ist, kann der historische Buchbestand bis 1870 als exemplarisch gelten.
Die Klöster Eppan und Schlanders wurden um 1800 aufgelöst, ihre Bibliotheken scheinen aber die Wirren des Tiroler Freiheitskampfes und der bayerischen Verwaltung Tirols unbeschadet überdauert zu haben. Es ist anzunehmen, dass die genannten Bibliotheken weder veräußert noch auseinandergerissen worden sind. Das Kapuzinerkloster Schlanders und das Kapuzinerhospiz Müstair sind im 17. Jh. als Bollwerke gegen reformatorische Tendenzen im Vinschgau und Unterengadin errichtet worden. Dadurch hat das gegenreformatorische Schrifttum Eingang in die jeweiligen Klosterbibliotheken gefunden. Wie sehr die geistlichen Brüder am konkreten Alltagsleben der Menschen teilnahmen, zeigen Werke über Landwirtschaft, Astronomie, Haushalt, Rechtswesen, sowie Unterrichtsbücher und Katechesen. Aber auch Bücher über Exorzismen, Dämonenaustreibungen und Schutz vor bösen Geistern sind in diesen historischen Buchsammlungen zu finden.
Als die Südtiroler Kapuzinerprovinz aus Mangel an Ordensmitgliedern die Pfarre und das Hospiz Müstair 2001 aufgaben, verblieb der Großteil der historischen Bibliothek in Müstair. Nur ein kleiner, ausgewählter Teilbestand wurde von den Patres nach Brixen überführt und in der dortigen Provinzbibliothek untergebracht. Hierbei handelt es sich vor allem um Alte Drucke, die das historische Alttirol oder den Kapuzinerorden zum Gegenstand haben.
Wer heute wissen will, nach welchen Kriterien Jahrhunderte lang von den sehr volksnahen Bettelmönchen gepredigt, gelehrt, unterrichtet, erzogen und geprüft worden ist, findet in diesen vielfältigen, z.T. gegenreformatorisch geprägten Ordensbibliotheken reichlich Literatur.