Schlanders

Bibliothek des Kapuzinerklosters Schlanders

Schon vor der Gründung des Klosters unterhielten die Kapuziner ein Hospiz in Schlanders. So reichen die Anfänge der Konventbibliothek bis in das Jahr 1639 zurück, als die ersten Kapuziner das Schlanderser Hospiz bei der St.-Ingenuin-Kapelle bezogen. Der kleine Buchbestand, der sich noch heute über handschriftliche Exlibris-Vermerke nachweisen lässt, bildet den Grundstock der späteren Klosterbibliothek, die im Jahr 1648 im neu errichteten Kapuzinerkonvent eingerichtet wurde. Da die Minderen Brüder des heiligen Franziskus zur Missionierung im Obervinschgau und als Bollwerk gegen den aus der Schweiz übergreifenden Calvinismus berufen wurden, ist ein wesentlicher Schwerpunkt des Buchbestandes im gegenreformatorischen, antiprotestantischen Schriftgut zu finden. Auffallend dabei ist, dass Buchgut in rätoromanischer Sprache kaum vorhanden ist – vielleicht ein Indiz dafür, dass man auf deutschsprachige Pastoral besonders Wert legte, um die sprachliche Nähe zum Engadin endgültig zu unterbinden.
In der historischen Bibliothek, die sich seit dem letzten Umbau des Schlanderser Konventes (1979–1980) in der Provinzbibliothek der Kapuziner in Brixen befindet und 2.864 Werke umfasst, sind viele kuriose Drucke vorhanden: so z.B. Bücher zu „Galgenpastoral“ bzw. zur Begleitung von Menschen zur Hinrichtung, Schriften zur Aufspürung und Verfolgung von Hexen, Werke zu Exorzismen, sowie antisemitische, antiprotestantische und türkenfeindliche Schriften u.a.m. Durch handschriftliche oder eingeklebte Exlibris sind verschiedene Gönner und Spender der Konventbibliothek nachweisbar: so z.B. die Pfarrherren Gallus Plazer, Gallus Noder, Sebastian Hueber, Balthasar Mathis, Johann Jakob Glier OT, Maximilian Graf Mohr, Johann Christoph Graf Trapp u.a. Die Sammlung umfasst acht Inkunabeln, mehr als 50% der Drucke stammen aus dem 18. Jh., Werke in lateinischer und deutscher Sprache überwiegen, nur 3% des Gesamtbestandes ist in italienischer Sprache verfasst.

Literatur:
Rainhard Domanegg, Die Kapuzinerbibliotheken Klausen, Eppan, Schlanders und Müstair, Brixen 2007
 

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Standort: Kapuzinerkloster Brixen

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